Baufinanzierung nach der Niedrigzinsphase: Eine umfassende Übersicht

Der Markt für Baufinanzierungen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Insbesondere die Niedrigzinsphase hat dazu geführt, dass viele Menschen den Traum vom Eigenheim verwirklichen konnten. Doch seit Anfang 2022 sind die Bauzinsen spürbar angestiegen. Dies wirft die Frage auf, ob es sich immer noch lohnt, jetzt zu bauen oder zu kaufen, oder ob es besser ist, abzuwarten, bis die Zinsen wieder sinken. In diesem Artikel werden die wichtigsten Fakten zur Baufinanzierung nach der Niedrigzinsphase übersichtlich dargestellt.

Aktueller Stand der Bauzinsen

Die Bauzinsen sind in diesem Jahr deutlich gestiegen und liegen derzeit zwischen 4,1 bis 4,5 Prozent effektiv. Dies ist ein Anstieg um durchschnittlich 2,5 Prozentpunkte im Vergleich zu den letzten Jahren. Die genaue Höhe der Zinsen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Höhe des Kreditrahmens und des eingebrachten Eigenkapitals. Es ist wichtig zu beachten, dass Experten prognostizieren, dass das Zinsniveau weiterhin hoch bleiben wird.

Warum steigen die Bauzinsen?

Der Anstieg der Bauzinsen hat verschiedene Gründe. Einer der wichtigsten Faktoren ist die steigende Inflationsrate. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juli 2022 erstmals seit elf Jahren den Leitzins erhöht. Dieser Trend setzte sich auch im Jahr 2023 fort, um das mittelfristige Inflationsziel der EZB von 2 Prozent zu erreichen. Die steigenden Kosten der Banken, um sich Geld bei der Zentralbank zu leihen, führen zu höheren Bauzinsen für Verbraucher. Zudem haben die Finanzaufsichtsbehörden beschlossen, dass Banken und Sparkassen höhere Kapitalpuffer für Immobilienkredite bereitstellen müssen. Auch diese zusätzlichen Kosten können zu höheren Bauzinsen führen.

Die Auswirkungen auf die Baufinanzierung

Der Anstieg der Bauzinsen hat direkte Auswirkungen auf die Baufinanzierung. Beim Abschluss eines Baukredits sichert man sich im Finanzierungsvertrag die Hypothekenzinsen für eine bestimmte Laufzeit, zum Beispiel 10 oder 15 Jahre. Je kürzer diese Zinsbindung ist, desto günstiger sind die Zinsen. Wenn die Laufzeit endet, muss die Restschuld zurückgezahlt werden. Wenn dies nicht möglich ist, wird eine Anschlussfinanzierung benötigt, bei der die Bauzinsen neu festgelegt werden. Es besteht dann das Risiko, dass die Restschuld zu einem höheren Zinssatz finanziert werden muss. Besonders betroffen sind Käufer, die während der Zinsbindung nur wenig tilgen und daher eine hohe Restschuld haben.

Strategien zur Bewältigung höherer Bauzinsen

Es gibt verschiedene Strategien, um mit den höheren Bauzinsen umzugehen und die Baufinanzierung trotzdem erfolgreich umzusetzen. Eine Möglichkeit ist es, innerhalb der Zinsbindung möglichst hohe Tilgungsraten zu erreichen, um die Restschuld zu verringern. Idealerweise kann das Baudarlehen vollständig innerhalb der Zinsbindung getilgt werden. Wenn dies nicht möglich ist, kann eine Umschuldung des bestehenden Baukredits in Betracht gezogen werden. Dadurch können die Kostensteigerungen besser kalkuliert werden. Beachten Sie jedoch, dass für die vorzeitige Ablösung des laufenden Darlehens in der Regel eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig wird. Eine weitere Option ist ein sogenanntes Forward-Darlehen. Mit einem Forward-Darlehen können Bauzinsen für ein zukünftiges Darlehen gesichert werden, das zu einem späteren Zeitpunkt ausgezahlt wird. Dies bietet Planungssicherheit und kann einer möglichen Tilgungsfalle entgegenwirken.

Hilfreiche Tools zur Berechnung der Baufinanzierung

Um die monatliche Rate für Ihr Darlehen zu berechnen und die finanzielle Belastung einschätzen zu können, stehen Ihnen verschiedene Tools zur Verfügung. Ein Tilgungsrechner ermöglicht es Ihnen, den Betrag, den aktuellen Sollzinssatz, die Zinsbindungsdauer und die Höhe der anfänglichen Tilgung einzugeben. Anschließend erhalten Sie eine Übersicht über die monatlichen Raten, die während der Laufzeit zu zahlen sind. Diese Tools helfen Ihnen dabei, die Kosten Ihrer Baufinanzierung realistisch einzuschätzen und die richtige Entscheidung zu treffen.

Fazit

Die Niedrigzinsphase ist vorbei und die Bauzinsen sind spürbar angestiegen. Dies stellt angehende Immobilienbesitzerinnen und Häuslebauer vor neue Herausforderungen. Es ist wichtig, die veränderten Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und die Baufinanzierung sorgfältig zu planen. Trotz der höheren Zinsen lohnt es sich langfristig betrachtet immer noch, den Traum vom eigenen Haus oder der eigenen Wohnung zu verwirklichen. Verschiedene Strategien wie eine hohe Tilgung, eine Umschuldung oder ein Forward-Darlehen können dabei helfen, die höheren Bauzinsen zu bewältigen. Nutzen Sie die zur Verfügung stehenden Tools, um Ihre Baufinanzierung realistisch einzuschätzen. Sprechen Sie auch mit Expertinnen und Experten Ihrer Bank oder Sparkasse, um eine maßgeschneiderte Lösung für Ihre individuelle Situation zu finden.

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